#1

Ringelgeflecht

in Gewandungsecke 05.12.2012 11:00
von Benjamin • 34 Beiträge

Damit in diesem Bereich nicht nur die Damenwelt damit beschäftigt ist, sich über die Erstellung von Miederwaren zu unterhalten *g will ich mal ein wenig über vernünftige Kleidung für Männer aus vernünftigem Material referieren: Stahl ;-D

In einem Anfall von Wahnsinn habe ich beschloßen mir kein Kettenhemd von der Stange zu kaufen, sondern mir eines selbst herzustellen. Vorweg: das ist eine schöne Aufgabe um sich auf Märkten zu beschäftigen, jedoch nichts was in wenigen Tagen fertig ist und schon garnichts wenn man wenig Zeit hat oder nicht über ein Mindestmaß an Geduld verfügt. Ich selbst habe ca 2 Monate dafür gebraucht und habe es nichtmal vernietet. Dafür ist es jedoch ein Unikat und passt perfekt.

Zunächst braucht man Stahlringe die man wie folgt herstellen kann: Man erwirbt zunächt mal ein wenig Stahldraht. In meinem Beispiel 2mm stark. Dann habe ich in meine hochmittelalterliche Schlagbohrmaschiene eine 12mm Rundstahlstange gespannt, den Draht mit ins Bohrfutter geklemmt und langsam aufgewickelt


Hierbei entsteht folgendes Problem: Die Bohrmaschiene läuft bedeutend zu schnell. Drückt man den Knopf durch, kann man den Draht auf keinen Fall halten und hat wegen der mittels Fliehkraft beschleunigten Metallspule die sich nun rasant durch den Raum bewegt, gute Chance das der Versuch...ähm... ins Auge geht. Möglicherweise kann man einen Transformator vor die Bohrmaschiene schalten (obgleich ich nicht sicher bin, daß der Drehmoment dann noch ausreicht um den Draht zu wickeln). Für den Anfang genügt es jedoch auch das Bohrfutter von manuell zu drehen um ein Ergebnis zu erzielen.

Die so entstandene Drahtspule kann nun von dem Rundstahl entfernt und mittels eines Seitenschneiders getrennt werden. Offenbar ist das nicht mal besonders unauthentisch. Von mir herangezogene Lektüre beschreibt zwar daß der Draht mittels eines Meißels bereits auf der Wickelstange getrennt wird, oder aber die Spule mit einem Werkzeug geschnitten wird das einem Seitenschneider ähnelt.



Nachdem ich also 10 Kilo Stahlringe (ca 20000 Stück) auf diese Art und Weise hergestellt habe...... nein, ich hab sie natürlich gekauft ( Durchmesser 9mm , Stärke 1,6mm brüniert, 3 Kilogramm kosten ca 20 €) habe ich mir Gedanken über die Flechtweise gemacht und verschiedene Muster ausprobiert. Um das Ganze etwas deutlicher zu machen habe ich das Grundmuster auf meinen Versuchen farbig kenntlich gemacht. Meiner Auffassung nach wäre jedes Muster prinzipiell tragbar, da Kettenhemden nicht nur gekauft sondern auch vererbt oder wie auf dem Teppich von Bayeux gezeigt von toten Feinden gefleddert oder sonstwie erbeutet wurden. Man trägt was man in die Finger bekam denn die Dinger waren zu teuer um sich mal eben eines machen zu lassen weil man das Geflecht nicht hübsch findet. Jedes erbeute Hemd iwar Schatz und wurde auch genutzt oder zu Geld gemacht.


Italienisches Muster: Der Vorteil dieses Musters liegt klar im Gewicht. Allerdings leidet die Schutzwirkung unter der geringen Dichte des Geflechts.



Orientalisch: Obwohl ich das Muster recht ansprechend finde, habe ich mich zunächst einmal dagegen entschieden aufgrund der selben Nachteile wie sie das italienische Muster aufweist.



4in1: Dieses Geflecht ist am bekanntesten und bietet einen guten Kompromiss zwischen Gewicht und Schutzwirkung



6in1: Besserer Schutzwirkung, höherer Kaufpreis, größeres Gewicht als 4in1.



8in1: Hier gilt das Selbe wie bei 6in1. Ich zweifele allerdings daran das diese Flechtart noch für die Infanterie geeignet ist. Mit diesem Gewicht sollte man besser auf einem Pferd sitzen und eine Lanze führen statt lange fußmärsche zu unternehmen und zusätzlich noch ein Schwert oder Schild tragen.... und das Gefummle geht ist bei der Drahtstärke unerträglich. Bei 2mm Material kann ein Ring nicht einmal 8 Stück fassen.



Ich habe mich für 4in1 entschieden. Allerdings nicht wie überall horizontal getragen, sondern vertikal. Wo bliebe denn da der Spaß wenn das Ergebnis von mehreren Monaten Arbeit sich nicht von einem Schnäppchen der einschlägigen Anbieter unterscheidet :-D Diese Trageweise ist bereits bei den Römern belegt und für unseren Zeitraum z.B. durch die Grabplatte des John d'Abernon, seinem Sohn und noch einigen anderen.
http://www.streichnetz.de/Bild/netzketten/dabernon.jpg" border=0>

Aus meinen selbstgemachten ringen habe ich noch ein kleines lateinisches Kreuz ins geflecht eingefügt, hauptsächlich um auch diese sinnvoll zu verbasteln ;-) . Hintergrund dafür ist die KreuzzugsPredigt des Odo von Châtillon bekannter unter dem Namen Papst Urban II. die mit der Aufforderung endet >>Alle an diesem Kreuzzug Beteiligten sollen das Zeichen des Kreuzes auf ihren Körpern tragen, das sie als >Soldaten Christi< ausweise.

Hier nun das vorläufige Resultat meiner Bemühungen
(jaja, ich weiß..... der Gürtel stimmt nicht....)


Bei Gelegenheit werde ich noch die Ränder mit Leder einfassen ( wie im Osprey beschrieben) und evtl befestige ich noch eine Kapuze... ich bin noch nicht sicher.....
Eigentlich würde ich gern noch ein vernietetes bauen... aber das werde ich noch verschieben bis ich die Ringproduktion perfektioniert habe und mir diese dann auch selbst machen kann.

Daten:
Gewicht: ca 8,2 Kilo
Anzahl der Ringe: ca 16000
Produkuionszeit: ca 2 Monate ( leider nicht die Stunden gezählt)


zuletzt bearbeitet 05.12.2012 11:00 | nach oben springen

#2

RE: Ringelgeflecht

in Gewandungsecke 07.12.2012 21:18
von Bruder Siegfried • 33 Beiträge

Alle Achtung! "verneig" !!!

Halbarm habe ich schon ausreichend Belege gesehen. Aber ist es nicht ein wenig zu kurz an den Beinen? Nicht viel nur so 10cm oder so?!


Grüße
Siegfrud

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